WHAT HAPPENED TO THE ‚EUROPEAN DREAM‘?

Symposium | Aktion | Performance

[for English version please see below]
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16.-19. Februar 2017
@Ringlokschuppen Ruhr

 

Angesichts von Rechtsruck everywhere, brennenden Asylbewerber*innenunterkünften, alltäglichem Sterben im Mittelmeer, Re-Nationalisierung und einer zunehmenden Verrohung der sogenannten Mitte ist es höchste Zeit zu fragen: WHAT HAPPENED TO THE ‚EUROPEAN DREAM‘?

Gibt oder gab es jemals so etwas wie einen europäischen Traum? Wenn wir kein Zurück in den nationalen Gemüsegarten wollen, (wie) lässt es sich dann von einem anderen Europa und womöglich auch von einer anderen EU träumen? Welche Rolle können kritische Kultur- und Wissensarbeiter*innen in diesen kulturellen und ideologischen Auseinandersetzungen einnehmen, um für ein emanzipatorisches Europa zu streiten?

Gemeinsam mit (trans-)lokalen Verbündeten aus den Bereichen Kunst/Theorie/politischem Aktivismus befassten wir uns zum Auftakt unserer zweijährigen Residenz im Ringlokschuppen Ruhr vier Tage lang in unterschiedlichsten Formaten und an verschiedenen Orten nicht nur kritisch mit der Vermessung des europäischen Status Quo, sondern verständigten uns auch über die gesellschaftliche Rolle, Form und Möglichkeit(en) eines antifaschistischen Theaters.

 

Programm

TRINKHALLE AGORA @ Forum
Performative Installation

Do. 16. Februar | 12 bis 18 Uhr
Fr. & Sa. 17. & 18. Februar 2017 | jeweils 10 bis 18 Uhr
In der Fußgängerpassage der Mülheimer Innenstadt

Für das Ruhrgebiet ist die Trinkhalle weit mehr als ein Kiosk oder ein Geschäft: Sie ist die zentrale Anlaufstelle in jeder Nachbarschaft. Ein Treffpunkt, an dem im öffentlichen Raum getrunken und über die großen und weniger großen Fragen des Lebens gesprochen wird.
Um anzukommen und uns den Mülheimer*innen vorzustellen, schlugen wir gemeinsam mit dem Team des Ringlokschuppens ein Büdchen auf und hörten erst einmal zu: Was liegt den Mülheimer*innen am Herzen? Welche Hoffnungen und Wünsche haben sie? In was für einem Europa möchten sie leben?

HOW TO DO THINGS WITH(OUT) WURST
Feministische Einverleibungsübungen für das Theater

Fr. 17. Februar 2017 | 21.00 Uhr
Theater/Performance @ AZ Mülheim

Was wäre, wenn die Frauen* dieser Welt keine lächerliche Armlänge Abstand, sondern endlich ein Ende von Sexismus, Patriarchat und unbezahlter Haus- und Pflegearbeit einfordern würden?
Bewaffnet mit jeder Menge Wurst, verschränkt Superheldin Lotta Feminista die Stimmen der starken Frauen* mit feministischer Theorie und autobiographischem Material zu einer militanten Text-, Bild- und Soundcollage. Mehr Infos.

Anschließend: KATERSCHMIEDE @ AZ Mülheim (Bar)

 

WHAT HAPPENED TO THE ‚EUROPEAN DREAM‘?
Symposium
Sa. 18. Februar 2017 | 10-17 Uhr
KADERSCHMIEDE @ dezentrale

Ab in die Kaderschmiede! In zwei Panels befassten wir uns nicht nur mit dem Erstarken der sogenannten Neuen Rechten, Re-Nationalisierung und Rassismus, der Situation von Geflüchteten und Migrant*innen im Zentrum wie an den Außengrenzen Europas, sondern fragten auch, welche Rolle ein politisches, dezidiert antifaschistisches Theater unter diesen Bedingungen einnehmen könnte oder sollte.

Panel 1:Re-Nationalisierung, Neue Rechte, Rassismus: Droht die Wiederkehr des europäischen Faschismus?“ mit den Politikwissenschaftler*innen und Aktivist*innen Natascha Strobl (Wien) und Carolin Philipp (Athen / Berlin) in Kooperation mit der Rosa Luxemburg-Stiftung NRW.

Vortrag von Natascha Strobl: „Die Identitären – popkultureller Aktionismus von rechts

Natascha Strobl ist Politikwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Rechtsextremismusforscherin. Besonders hat sie sich mit der „Neuen Rechten“ sowie der „Identitären Bewegung“ beschäftigt. Das Standardwerk „Die Identitären. Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa“ (Unrast, zusammen mit Julian Bruns und Kathrin Glösel) ist bereits 2014 erschienen und erhielt 2016 eine 2. aktualisierte Auflage. Außerdem hat Strobl gemeinsam mit Bruns und Glösel das Buch „Rechte Kulturrevolution. Wer und was ist die Neue Rechte von heute?“ (VSA 2015) verfasst, sowie zahlreiche Beiträge in Sammelbänden und Zeitschriften geschrieben. In Wien hat Strobl das antifaschistische Bündnis „Offensive gegen Rechts“ mitbegründet.

Vortrag von Carolin Philipp: „Zeit der Monster? Nationalismus, Neo-Nazis und die antifaschistische Bewegung: Strategien & Gegenstrategien in Griechenland

Carolin Philipp studierte Politik- und Erziehungswissenschaft in Oldenburg, Potsdam und Berlin mit den Schwerpunkten Globalisierung, Postkoloniale Theorie, Entwicklungszusammenarbeit und Rassismus. Sie ist Gründungsmitglied von glokal e.V. und arbeitet in unterschiedlichen Praxis- und Forschungsprojekten der politischen Bildungsarbeit zu gesellschaftlichen Ungleichheiten. Seit 2009 lebt sie hauptsächlich in Athen, wo sie, gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung zu sozialen Bewegungen promovierte. Sie arbeitet in Forschungsprojekten der Athener Panteion- und der Kapodistrian-Universität u.a. zu Migration, Rassismus, Gentrifizierung oder Neoliberalismus. Außerdem schreibt und berichtet sie für unterschiedliche Medien aus Griechenland.

 

Panel 2:Performing Politics of Care – Queering Antifascism: Braucht es einen neuen kulturellen und reproduktiven Antifaschismus?“ mit Konstanze Schmitt (Berlin) und Bini Adamczack (Berlin), Jean Peters (Peng Collective) und Ruben Neugebauer  (Peng Collective/ Sea-Watch).

Vortrag von Bini Adamczak & Konstanze Schmitt: „AGITATE, EDUCATE, ORGANIZE – Feministische Strategien gegen Rechts

Konstanze Schmitt (Mannheim, 1974) ist bildende Künstlerin und Theaterregisseurin; ihre Arbeit befindet sich an einer Schnittstelle zwischen den Bereichen der freien und der darstellenden Kunst. Ausgehend von dokumentarischem und biografischem Material und politischen Kontexten, erforschen Schmitts Performances und Installationen Möglichkeiten und Wirklichkeiten von Utopien, z.B. kommunistische Sehnsucht und menschliche Reproduktion. Kooperationen mit Dienstleisterinnen, Schauspielern, Tänzerinnen, Architekten, organisierten Hausarbeiterinnen. Konstanze Schmitt lebt seit 1995 in Berlin und arbeitet aktuell zum Arbeitertheater.

Bini Adamczak arbeitet als freie politische Autorin zu den Themen Kommunismus und Queerpolitik und als Künstlerin im visuellen und vor allem performativen Feld. 2004 erschien Adamczaks Kinderbuch Kommunismus – Kleine Geschichte wie alles anders wird, in welchem sie den Kapitalismus und verschiedene, meist gescheiterte Versuche des Kommunismus für Kinder erklärt. Sie lebt in Berlin, ist Mitglied der jour fixe initiative berlin und derzeit stark in der Bewohner*innen-Initiative „Lause bleibt!“ gegen Verdrängung engagiert.

Jean Peters hat für Google, Shell, Vattenfall, das Schauspiel Dortmund, Rimini Protokoll, die Berlin Biennale, die Bundeswehr und AstroTV gearbeitet, wobei die Guten ihn dazu beauftragten und die Bösen nicht. Er selbst gehört zu den Guten und überlegt momentan ob er besser in den Untergrund gehen, auf eine Insel ziehen oder sich in einem breiten Bündnis in die Schlacht der Bundestagswahl wagen sollte.

Ruben Neugebauer ist eigentlich Journalist, im Hobby betätigt er sich als Aktionskünstler beim Peng Collective. Kommunikationsguerilla stellt für ihn in diesem Zusammenhang eine äußerst wirksame Depressionsprophylaxe dar, die  zudem politisch effektiv ist und Spaß macht. 2015 baute er zudem die zivile Seenotrettungsorganisation Sea-Watch mit auf, die seither auf dem Mittelmeer Seenotrettung leistet, um so der Europäischen Abschottungspolitik praktisch etwas entgegen zu setzen.

Sa. 18. Februar 2017 | 19-21 Uhr
SPECULATIVE NON-FICITION IN THE AGE OF APPARATUSES
KEYNOTE-LECTURE-PERFORMANCE @ HEIDI HOH

Der in Recklinghausen geborene Künstler Thomas Bellinck hat in seiner Ausstellung „Haus der europäischen Geschichte im Exil“ eine düstere Retrospektive der Europäischen Union entworfen: Aus der Zukunft zurückschauend auf unsere Gegenwart, erzählt Bellinck die irritierend reale Vision vom Untergang Europas. In seiner Lecture-Performance griff er die inhaltlichen Schwerpunkte dieser Arbeit nochmals auf und stellte sein nächstes Projekt vor, das den Fokus auf die Digitalisierung des europäischen Grenzregimes legt.

Thomas Bellincks Arbeit wird durch die von Künstler*innen selbstbetriebene Produktionsgesellschaft ROBIN und die KASK/School of Arts (HoGent) unterstützt, welcher er als Doktorand assoziiert ist.

anschließend: KATERSCHMIEDE @HEIDI HOH (Bar)

 

So. 19. Februar 2017 | 11-13 Uhr
KATERFRÜHSTÜCK @ HEIDI HOH
Künstler*innengespräch / Matinee

Bei Kaffee und Croissants wurde das Wochenende zusammengefasst und mit allen Beteiligten darüber nachgedacht, wie ein antifaschistisches Theater heute praktiziert werden kann.

Anmeldung unter: symposium@ringlokschuppen.de

 

Eine Koproduktion der EGfKA – Europäische Gemeinschaft für Kulturelle Angelegenheiten mit Ringlokschuppen Ruhr.
Gefördert im Fonds Doppelpass Kulturstiftung des Bundes und von der Kunststiftung NRW.

 

 

 

[english version:]

Symposium | performative Installation | Performance

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February 16.-19., 2017
@Ringlokschuppen Ruhr

Given the hard shift to the right everywhere, accommodation for asylum seekers being set on fire, daily drownings in the Mediterranean, re-nationalization and an increasing brutalization of the political center, it is high time we ask: WHAT HAPPENED TO THE “EUROPEAN DREAM”?

Is there or was there ever really a ‘European dream’? If we do not want to return to the era of countries locked up tight behind their national boundaries, how can we dream of a different Europe or even a different EU? What role could critical culture workers and scholars take on in this cultural and ideological conflict in order to fight for an emancipatory Europe?

Together with (trans)local allies from the fields of art, theory and political activism, we began our two-year residency at Ringlokschuppen Ruhr with a four-day event, in various formats and at different locations, which not only critically took stock of the European status quo but which also asked for an understanding of the societal role, form and option(s) of an antifascist theater.

 

Schedule of Events

TRINKHALLE AGORA @ Forum
Performative Installation

Thursday, February 16 | 12:00 pm to 6:00 pm
Friday & Saturday, February 17 & 18, 2017 | From 10:00 am to 6:00 pm
In the pedestrian area of downtown Mülheim

In the Ruhr region of Germany, a ‘Trinkhalle’ is much more than a bar or a business: it is the social center of every neighborhood. It is a meeting place where people can share a drink in public while discussing the great and not-so-great questions of life.
To begin our residency and introduce ourselves to the people of Mülheim, we opened up our own little bar together with the Ringlokschuppen team and started things off by listening: what is most important to the people of Mülheim? What are their hopes and dreams? What kind of Europe do they want to live in?

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HOW TO DO THINGS WITH(OUT) WURST
Feminist Incorporation Exercises for the Theater

Friday, February 17, 2017 | 9:00 pm
Theater/Performance @ AZ Mülheim

What if the women of the world finally demanded an end to sexism, patriarchy and unpaid housework and childrearing?
Armed with a sufficient stock of sausage, super heroine Lotta Feminista has crossed the voices of strong women with feminist theory and autobiographical material to create a militant collage of text, images and sound. More information.

Followed by: KATERSCHMIEDE @ AZ Mülheim (Bar)

 

 

WHAT HAPPENED TO THE “EUROPEAN DREAM”?
Symposium

Saturday, February 18, 2017 | 10:00 am – 5:00 pm
KADERSCHMIEDE @ dezentrale

Off we go to the Kaderschmiede! Over the course of two panel discussions, we not only examined the gains in strength of the so-called new right, re-nationalization and racism as well as the situation of asylum seekers and migrants both in the center of Europe as well as its borders; we also asked what role a political, decisively antifascist theater could or should assume under these conditions.

Panel 1: Re-Nationalization, the New Right, Racism: Are We Threatened With the Return of Fascism? with the political scientists and activists Natascha Strobl (Vienna) and Carolin Philipp (Athens / Göttingen) in cooperation with the Rosa Luxemburg Foundation NRW.

Panel 2: Performing Politics of Care – Queering Antifascism: Do We Need a New Cultural and Reproductive Antifascism? with Konstanze Schmitt (Berlin), Jean Peters (Peng Collective) and Ruben Neugebauer  (Peng Collective/ Sea-Watch).

You can listen to the entire programm here.

 

Saturday, February 18, 2017 | 7:00 pm – 9:00 pm
SPECULATIVE NON-FICITION IN THE AGE OF APPARATUSES
KEYNOTE-LECTURE-PERFORMANCE @ HEIDI HOH

In his exhibition House of European History in Exile, Thomas Bellinck gives a dark retrospective of the European Union. Looking back from the future to our present, Bellinck presents a disturbingly real vision of the collapse of Europe. In his lecture performance, he once again revisited the core content of this work and presented his next project, which focuses on the digitalization of the European border controls.
Thomas Bellinck’s work is supported by the artist-run production society ROBIN and by KASK/School of Arts (HoGent), with which he is associated as a doctoral researcher in the arts.

Followed by: KATERSCHMIEDE @HEIDI HOH (Bar)

 

Sunday, February 19, 2017 | 11:00 am – 1:00 pm
KATERFRÜHSTÜCK / HANGOVER BREAKFAST @ HEIDI HOH
Artist Talk / Matinee

We summed up the weekend over coffee and croissants while contemplating with all of the participants how antifascist theater can be practiced today.
To register, please send an email to: symposium@ringlokschuppen.de